Snow Crystal No 43
Beschreibung
SCHNEEKRISTALLE AUS PORZELLAN
Eine Hommage an Wilson A. Bentley
Die Fotografien von Wilson A. Bentley sind für mich ein wundervoller Fundus, um aus dem vielfältigen Spektrum der Schneekristalle schöpfen zu können. Ich suche jährlich sechs Schneekristalle aus seinem Werk heraus. In den ersten Jahren habe ich sie naturgetreu und doch frei illustriert. Der Grad der Generalisierung wurde jedoch von Jahr zu Jahr geringer, weil sich meine Methode der Porzellanbearbeitung auch weiter entwickelt hat. Mittlerweile bin ich sehr nah dran am Original. Anhand dieser Illustrationen fertige ich plastische Model aus Gips, auf die dann das flüssige Porzellan mit einem Pinsel aufgetragen wird. Es folgen Arbeitsschritte, wie Tauchen, Glätten, aus dem Model lösen, Versäubern, teilweise Rück-Verflüssigen, Trocknen, Brennen und Schleifen. Erst nach dem Brennen entwickelt das Porzellan seine lichtdurchscheinende Art. Bei Gegen- oder Streiflicht zeigen die Schneekristalle ihre leichte, filigrane und schwebende Wirkung. Sie erinnern sehr an das Original, wie ich finde.
Snow Crystal No 43 ist Teil der "Letty Wheeler Whittemore Edition 2025"
Als ich im Winter 2024 die Schneekristalle aus Porzellan im Stadtmuseum in Nürnberg ausgestellt habe, kam an einem der letzten Tage eine Dame in den Raum herein. Sie stand lange Zeit da und war offensichtlich fasziniert von einem Portrait von Wilson A. Bentley, das ich mit ausgestellt hatte. Nach einer Weile fasste ich den Mut, sie zu fragen, ob ich ihr etwas über ihn erzählen dürfte. Sie bedeutete mir, einen Moment zu warten, tippte etwas in ihr Handy und reichte es mir. Da stand, ins Deutsche übersetzt: „Meine Großmutter arbeitete als Teenager für Wilson A. Bentley.“ Ich war sprachlos. Ich hätte es mir nicht träumen lassen, dass ich tatsächlich einmal jemanden treffen würde, der Bentley so nahestand. Ich war restlos begeistert! Holly Dodge lebt in den USA und war im Rahmen einer Kulturreise durch Europa nach Nürnberg gekommen. Sie war wahrscheinlich genauso überrascht wie ich, denn sie hätte nicht erwartet, auf der anderen Seite des Ozeans auf eine so persönliche Verbindung zu ihrer eigenen Familiengeschichte zu treffen. Wir tauschten unsere E-Mail-Adressen aus und unterhielten uns in den folgenden Monaten viel über „Onkel Willie“ und seine Familie. Es war wie eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit. Ich erfuhr viel über Bentleys Lebensumstände, durfte sehr persönliche Fotos ansehen und gewann noch einen ganz anderen Eindruck von ihm hinzu. Ich versuche das hier in aller Kürze einfließen zu lassen.
Holly schickte mir Fotos von den Abzügen, die Wilson A. Bentley ihrer Großmutter Letty Wheeler Whittemore geschenkt hatte, als sie für ihn arbeitete. Ein Teil dieser Fotos ist in die diesjährige Edition eingeflossen. Sie trägt auch ihren Namen: die Letty Wheeler Whittemore Edition 2025. Ich mag das sehr. Als Letty als Jugendliche damit beauftragt worden war in Bentleys Atelier aufzuräumen, wurde es ihr erlaubt, die Schnipsel der Fotos von den Schneekristallen, die auf den Boden gefallen waren, für sich zu behalten. Es muss ausgesprochen faszinierend für sie gewesen sein, die Welt der Schneekristalle auf diese Weise zu entdecken! Und ich glaube auch, dass „Onkel Willie“ von Zeit zu Zeit absichtlich einige wirklich gute Fotos auf den Boden hat fallen lassen, einfach weil es ihn gefreut hat, zu sehen, wie begeistert sie war, wenn sie sie fand. Es gab eine Geschichte, in der er sich sehr ähnlich verhalten hatte.
Letty erhielt jedes Jahr eine Weihnachtskarte von ihm, und sie gab ihre Begeisterung für Schneekristalle und diesen außergewöhnlichen Menschen an ihre Kinder und Enkelkinder weiter. Ich fühle mich sehr geehrt und freue mich sehr, meinen Teil dazu beitragen zu können, diese bewegende Geschichte weiterzugeben.
Doris Bordon
⌀ 85 mm, 25 g
